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Geistliches Wort

Gedanken zum Monatsspruch Juli 2023

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Matthäus 5,44f

Jesu oft zitierter Satz stammt aus der Bergpredigt. Diese findet sich in den Kapiteln 5 bis 7 im Matthäusevangelium. Insgesamt fünf solcher Reden enthält dieses an die erste Stelle des Neuen Testaments platzierte Schreiben. Darin hat der Evangelist die sogenannte „Wortüberlieferung“ Jesu zusammengefasst, von denen die Bergpredigt wiederum die erste ist. Nicht ohne Grund bezeichnet man das Matthäusevangelium auch als „pädagogisches Evangelium“, weil es (fast systematisch geordnet) eine Zusammenfassung aller Inhalte des christlichen Glaubens bietet.
Die Bergpredigt ist konzipiert als Rede Jesu an seine Jünger, deren Berufung im Kapitel vorher berichtet wurde. Ebenfalls als Hörer der Bergpredigt nennt Matthäus eine „große Menge aus Galiläa, aus den zehn Städten, aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordans“, die Jesu Verkündigung des Reiches Gottes und deren Bekräftigung durch seine Krankenheilungen gehört und gesehen hatten.

Die Bergpredigt beginnt mit einem Paukenschlag: in den sogenannten „Seligpreisungen“ werden Menschen von Jesus glücklich gepriesen, denen es schlecht geht, die weinen, verfolgt werden oder unter Ungerechtigkeit leiden. Aber was uns auf den ersten Blick befremdlich, wenn nicht gar absurd entgegenkommt, stellt Jesus in die Perspektive des Reiches Gottes. Man hat die Seligpreisungen darum auch als „Umkehrung aller (menschlichen) Werte“ bezeichnet. Denn nicht das Leiden und die Schmerzen und das den Menschen angetane Unrecht werden Bestand haben, sondern das Handeln Gottes ändert alles – bzw. die Menschen, welche im Sinne Gottes handeln, verändern die Welt im Sinne Gottes. Zu denen sagt Jesus (V 7-9):
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedensstifter; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Die Ethik der Bergpredigt (was Jesus also von seinen Jüngern und Nachfolgern erwartet) ist Individualethik – also das, was jeder einzelne tun kann und soll, damit das Reich Gottes in dieser Welt gebaut werden kann.

Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen! Helmut Schmidt

„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ So behauptete einst Bundeskanzler Helmut Schmidt. Auf den ersten Blick hat auch dieser Mensch recht. Denn Politik besteht ja nicht in der Durchsetzung von Individualethik, sondern hat die geordnete Regelung des Zusammenlebens in einem Gemeinwesen zum Ziel. Darum muss ein Staat Regeln schaffen, die für alle gelten. Er muss die Guten schützen vor den Bösen und den Schwachen helfen. Wenn er das tut, ist seine Aufgabe erfüllt. Das Böse überwinden aber kann man nur mit Gutem. Das zu erreichen aber, genügen keine Gebote und Gesetze, sondern dazu braucht es Vorbild, Liebe und Barmherzigkeit – und Menschen, die so handeln.

Sieghard Löser