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Geistliches Wort

Gedanken zum Aschermittwoch

Am Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Die Christenheit gedenkt in dieser Zeit in besonderer Weise des Leidens und Sterbens (der Passion) ihres Herrn Christus. Die Passionszeit dauert bis zur Osternacht. Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, in der Heiligen Messe am Aschermittwoch die Gläubigen mit einem Kreuz aus der Asche vom Verbrennen der Palmzweige des Vorjahres zu segnen. Das Aschekreuz wird auf die Stirn gezeichnet. Mit diesem Ritual soll der Mensch an seine Vergänglichkeit erinnert und zur Umkehr aufgerufen werden. Der Priester spricht bei der Bezeichnung mit dem Aschenkreuz zu jedem Einzelnen die Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“ (lateinisch: „Memento homo, quia pulvis es, et in pulverem reverteris“).
In den evangelischen Gottesdiensten finden auch folgende Worte Verwendung: „Bedenke, Mensch, dass du sterben musst, auf dass du mit Christus lebst.“
Die Asche als Zeichen der Buße geht auf altorientalische Rituale zurück. So lesen wir im Buch des Propheten Jona, dass der König von Ninive als Zeichen seiner Reue und Umkehr seine königlichen Gewänder ablegte und sich in die Asche setzte (Jona 3,6-8). Auch von anderen biblischen Personen ist solches Verhalten überliefert. (Ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche [Daniel 9,3]
Judit ging in ihre Kammer und zog ein Bußgewand an, streute Asche auf ihr Haupt und fiel nieder vor dem Herrn, schrie zu ihm. [Judit 9,1])
Die Asche für das Ritual der Segnung mit dem Aschekreuz wurde nach altkirchlicher Tradition aus den verbrannten Palmzweigen der Palmsonntagsprozession gewonnen. In manchen evangelischen Gemeinden wurde dafür auch die Asche der verbrannten Weihnachtsbäume benutzt.
Im Vollzug der Passionszeit ist immer auch vom Fasten die Rede. Im Gegensatz zur heutigen Verwendung dieses Begriffes meint das Fasten im biblischen Sinn allerdings etwas ganz anderes. Nicht die Reduzierung des eigenen Körpergewichtes mittels Einschränkung von bestimmter Nahrungsaufnahme und eine damit einhergehende Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens ist das Ziel. Fasten meint nicht nur den Verzicht auf fleischliche Nahrung oder die Enthaltsamkeit von anderen verzichtbaren Dingen (Alkohol, Schokolade, Fernsehen), sondern meint vielmehr die Konzentration auf das Wesentliche. Beim biblischen Fasten wird auf alles verzichtet, was uns daran hindert Gott nahe zu sein. Denn ein nicht unwesentlicher Teil unserer täglichen Lebensvollzüge ist
mit äußeren Dingen wie Nahrungsbeschaffung und deren Zubereitung belegt; auch mit allerlei medialer Ablenkungen wie Fernsehen oder die Nutzung moderner Kommunikationsmittel. Biblisches Fasten steht darum immer im Zusammenhang mit Beten. Die Passions- oder auch Fastenzeit
erinnert uns an die 40 Tage, die Jesus vor dem Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit fastend und betend in der Wüste verbrachte (Mt 4,2). Durch Fasten und Beten verschaffte er sich dort Klarheit über seine bevorstehenden Aufgaben und Herausforderungen.