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Gedanken zum Monatsspruch Januar 2025

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die die euch beleidigen! Lukas 6,27f

„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ – so behauptete einst der legendäre Bundeskanzler Helmut Schmidt. Zeit seines Lebens ist Helmut Schmidt Glied der Evangelischen Kirche gewesen. Am 10. November 2015, gut einen Monat vor seinem 97. Geburtstag, war er in seinem Haus in Hamburg gestorben, nachdem er zuvor wegen „Raucherbein“ behandelt werden musste. Auf seinen Wunsch wurde in seinem Trauergottesdienst in der Hamburger St. Michaeliskirche mit 1800 geladenen Gästen das Abendlied von Matthias Claudius gesungen in dem es heißt: Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist bloß halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind gar manche Sachen, die wir getrost belachen, weil uns’re Augen sie nicht sehen.

Die vielleicht wichtigste Weichenstellung in der Politik Helmut Schmidts war der sogenannte „Doppelbeschluss der NATO“. Dieser bestand aus zwei Teilen: Als Gegengewicht zu den in den Staaten des Warschauer Paktes bereits aufgestellten und mit Atomsprengköpfen bestückten sowjetischen Mittelstreckenraketen kündigte die NATO ihrerseits die Aufstellung von atomar bestückten Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern in Westeuropa an und verlangte gleichzeitig Verhandlungen der beiden Supermächte über die Begrenzung ihrer atomaren Mittelstreckenraketen in Europa. Beide Teile, Raketenaufstellung und Rüstungskontrolle, sollten einander ergänzen und parallel vollzogen werden. Als Resultat dieser Strategie kann man im Nachhinein wiederum zwei Ergebnisse konstatieren: Durch die jeweilige Angst vor der Anwendung dieses auf beiden Seiten angehäuften gigantischen Vernichtungspotentials kam es zu einem „kalten Frieden“. Aus Furcht vor einem vernichtenden Gegenschlag der jeweils anderen Seite wurde keine dieser Raketen jemals gestartet.

Andererseits führten die bald stattfindenden Abrüstungsgespräche zu einer gegenseitigen Annäherung der Gesprächspartner. Dadurch war eine brutale Niederschlagung von Reformbestrebungen in den sozialistischen Ländern (wie 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei) nicht mehr ohne Gesichtsverlust durch die sowjetischen Machthaber möglich.
Zuerst in Polen formierte sich der friedliche Widerstand gegen die kommunistische Bevormundung. In der Folge erlangten die Völker Osteuropas ihre Freiheit und Selbstbestimmung zurück. Für Lech Valesa in Polen, Vaclav Havel in der Tschechoslowakei und die meisten anderen Wegbereiter der friedlichen Veränderungen in Europa waren die Zentralaussagen der Bergpredigt (siehe Monatsspruch) maßgebliche Voraussetzungen ihres Handelns.

Sieghard Löser

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Gedanken zum Monatsspruch Dezember 2024

Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Jesaja 60,1

„Ein Buch wie eine Kathedrale“ so nennt der Theologe Ulrich Berges das Buch des Propheten Jesaja im Ersten Testament. So wie der Bau einer Kathedrale viele Jahrzehnte in Anspruch nimmt und in viele Bauabschnitte gegliedert ist, so auch das erste der großen biblischen Prophetenbücher der Bibel. So stammt der erste Teil dieses Buches (Kapitel 1 bis 39) von einem Priester namens Jesaja ben Amoz (1,1). Es entstand im Königreich Juda zur Zeit der Könige Usia, Jotham, Ahas und Hiskia (736 bis 697 vChr). Geschildert wird darin u.a. die Berufung des Propheten (Kap. 6) und die beiden großartigen Verheißungen vom kommenden Friedensfürsten (Kap. 9) und vom Messias und seinem Friedensreich (Kap. 11).

Der zweite Teil des Buches (Kapitel 40 bis 55) entstand viele Jahrzehnte später nach der Katastrophe des Unterganges des Staates Juda und der Wegführung seiner Eliten in die Babylonische Gefangenschaft. Es beginnt mit einem Aufruf an die Völkerwelt (40,1): „Tröstet, tröstet mein Volk“, spricht euer Gott. „Redet mit Jerusalem freundlich und verkündet ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende haben wird.“

Der dritte Teil entstand nach dem Ende der Gefangenschaft und der Rückkehr einiger Nachkommen der einst Entführten in die alte Heimat der Vorfahren. Möglich geworden war dies durch ein Edikt des Perserkönigs Kyros, welcher seinerseits die Babylonier besiegt und deren Gewaltherrschaft ein gewaltsames Ende bereitet hatte. Für die Israeliten entstand daraus die wichtige Erkenntnis, dass sich ihr (und unser) Gott manchmal auch solcher Menschen (und politischer Herrscher) bedienen und in seinen Heilsplan für sein Volk einspannen kann, welche vordergründig gar nichts mit IHM und den Glauben an IHN zu tun zu haben scheinen.

Kyros wird sogar als ein „Gesalbter des HERRN“ bezeichnet (45,1) – so wie später Jesus aus Nazareth („Gesalbter“ = Christus [grch.] = Messias [hebr.]).

Da durch die kluge und wohlwollende Politik des Kyros die im Krieg durch die Babylonier zerstörte Stadt Jerusalem und der heilige Tempel wieder aufgebaut werden konnte, erhält nun auch das Volk Israel wieder die Möglichkeit zur Ausrichtung seines von Gott gegebenen Auftrags (Kapiel 60 bis 66): Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. Deine Söhne und deine Töchter werden von ferne kommen. Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden.

Sieghard Löser

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Gedanken zum Monatsspruch November 2024

Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner
Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. Zweiter Brief des Petrus 3,13

„Wann kommt das Ende der Welt?“ So fragten sich Menschen zu allen Zeiten – vor allem, wenn sich ihre Lebensbedingungen verschlechtert oder sie in eine persönliche oder gesellschaftliche Notlage geraten waren.
Da den meisten von ihnen eine aktive Mitgestaltung und Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse unmöglich war, hofften sie auf ein mehr oder weniger „außerirdisches“ oder göttliches Eingreifen. Denn in nicht wenigen Aussagen in den prophetischen Schriften der Bibel ist davon die Rede, dass Gott selbst eingreifen wird, um seine Leute aus den Dilemmata und Bedrängnissen ihres Lebens und ihrer Zeit zu befreien. Um eine gerechte Welt zu schaffen, in der sich alle Menschen an die Weisungen und Gebote halten und in der es keine Gewalt und keine Kriege und keine Unterdrückung der einen, durch die anderen mehr gibt, müsste aber zuerst – nach der Vorstellung vieler – die „alte Welt“ mit ihren ungerechten Verhältnissen beseitigt werden (das Prinzip „Revolution“: erst die Zerstörung der bestehenden Verhältnisse ermöglicht den Aufbau neuer und gerechter Strukturen).

Religionskritische Denker und Philosophen haben diese Haltung als „Vertröstung auf das Jenseits“ gebrandmarkt. Dieses Ausbleiben des unmittelbaren Eingreifens Gottes zur Beendigung der alten und Schaffung einer neuen Welt wurde von ihnen als Argument gegen die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft angeführt.
Die ausbleibende Wiederkunft Christi wurde nicht nur gegen die Apostel und andere Verkünder in der Nachfolge Jesu gerichtet, sondern stellte Jesus selbst und mit ihm die Botschaft des Christentums infrage.

Doch hatte Jesus mit seiner „Reich-Gottes-Verkündigung“ wirklich gemeint, dass erst die alte Welt untergehen müsse, bevor eine neue Welt nach den Maßstäben Gottes gebaut werden könnte?
Hatte er nicht vielmehr zu seinen Jüngern gesagt, dass das Reich Gottes schon mitten unter ihnen wäre, wenn sie sich an den Weisungen Gottes orientierten und nach dem Vorbild Jesu ihr Leben gestalten würden (Lukas 17,21)!

Um gerechte Strukturen auf dieser Welt zu schaffen und Lebensbedingungen, unter denen alle gut leben können, bedarf es also keiner Revolution und keines gewaltsam herbeigeführten Endes, sondern des Lernens und Ausübens der Regeln für das Reich Gottes, wie Jesus es mit seinen Jüngern eingeübt und vorgelebt hat.

Der Zweite Petrusbrief bezeugt den wichtigen Schritt von einer enthusiastischen Ausrichtung auf das baldige Ende der Welt hin zu einer auf Kontinuität zielenden Nüchternheit der Gemeinderealität.

Sieghard Löser

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Gedanken zum Monatsspruch September 2024

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott der ferne ist? Buch des Propheten Jeremia 23,23

Der Prophet Jeremia ist einer der großen Schriftpropheten der Bibel. Seiner Verfasserschaft zugeschrieben wird auch das Buch der Klagelieder, welche den Untergang Judas und die Vernichtung Jerusalems beschreibt (“… wie liegt die Stadt so wüst…“).
Der Prophet wurde von Gott im 13. Regierungsjahr des Königs Josia berufen, was etwa dem Jahr 627 v. Chr. entspricht. Sein Wirken dauerte bis 585 v. Chr. – zwei Jahre nach dem Untergang Jerusalems und der Zerstörung des Tempels durch den babylonischen König Nebukadnezar. Jeremia predigte seinem Volk die Umkehr zu Gott und prophezeite – falls Nichtbefolgung – den Untergang.

Von keinem anderen Propheten erfahren wir so viele autobiografische Einzelheiten wie im umfangreichen Buch Jeremia. Eine dramatische Veränderung seines Lebens bahnte sich schon in der Jugend an und wurde zur dauernden Quelle seines Unglücks. Er wurde von Gott als Bote berufen, erhielt jedoch gleich den Verweis, dass die Empfänger der Gottesworte sich gegen ihn stellen, andererseits die Zusicherung, dass sie ihn nicht überwältigen werden.
Er musste vieles erleiden und stand in Konkurrenz zu falschen Propheten, deren angenehmere Botschaften man viel lieber hörte als seine.
Man bedrohte ihn und brachte ihn gewaltsam zum Schweigen, schlug ihn, spannte ihn bewegungsunfähig in den Stock, verschleppte ihn, warf ihn ins Gefängnis und in eine verschlammte Zisterne.
Er wirkte und betete für sein Volk, erntete aber nur Misstrauen, Undank, Hohn und Spott.
Die Ausführung des göttlichen Auftrags war für ihn dauernd lebensgefährlich. Sein ganzes Leben lang wirkte er für die Umkehr seines Volkes zum HERRN, doch musste er schmerzlich erleben, dass sein gesamtes Bemühen vergeblich war und er den Zusammenbruch dessen erlebte, was er aufzubauen getrachtet hatte.

Jeremia galt als der „weinende Prophet“, der den Tag seiner Geburt verfluchte.
Durch seine unzähligen Leiden erweckt er den Eindruck, als sei er von Gott benutzt und geradezu missbraucht worden. Doch er hält an Gott fest und lässt sich von seiner Treue zu IHM nicht abbringen. Kein Wunder, dass Jesus sich später oft auf ihn beruft. Über 200 Mal wird er im NT zitiert.
Jeremias Gottvertrauen kann man mit dem Wort „dennoch“ zusammenfassen. Denn Gott erweist sich ihm und seinem Volk nicht nur als der Barmherzige und Liebende, sondern auch als der Gerechte, der die Lügner, Übeltäter und Gottlosen zur Rechenschaft zieht und sie mit ihren Untaten konfrontiert.
Für Jeremia ist Gott nicht nur der nahe Gott, sondern auch der, der sich bisweilen abwendet, wenn sein Volk sich von IHM abwendet.

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Gedanken zum Monatsspruch Juli 2024

Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst. Exodus (2. Mose) 23,2

Jeder ehemals Konfirmierte kennt die Zehn Gebote. Sie bilden das erste Haupt- und Lehrstück des Katechismus – der christlichen Glaubenslehre.
Die Zehn Gebote regeln die Beziehungen der Menschen zu Gott (erste Tafel: Gebote 1 bis 3) und der Menschen untereinander (zweite Tafel: Gebote 4 bis 10).
Sie sind die Grundlage der biblischen Ethik (der Lehre von Wollen, Planen und Tun des Menschen). Für die Völker des sogenannten „christlichen Abendlandes“ und den aus diesen hervorgegangenen Staaten bilden sie die Grundlage ihrer Verfassungen. So ist das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nichts anderes als eine Auslegung dessen, was biblisch über das Zusammenleben von Menschen (in Übertragung auf unserer Land) gesagt ist. Denn alle Väter und Mütter unseres Grundgesetzes waren damals (1949) mit der christlichen Tradition und Überlieferung vertraut und hielten sie für unverzichtbar. So hielten sie es ebenfalls für unverzichtbar, dass jede Generation der im Land Lebenden die christlichen Grundwerte kennen müsse. Darum wurde festgelegt, dass – trotz der im GG festgeschrieben Trennung zwischen Staat und Kirche – in allen öffentlichen Schulen Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach angeboten werden muss, wobei die Erziehungsberechtigten über die Teilnahme ihres Kindes an diesem Unterricht zu bestimmen haben (GG Art. 7 Abs. 2 und 3).
Die Zehn Gebote stehen in der Bibel im Zusammenhang mit dem Exodus – dem Weg der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten in das ihnen von Gott für alle Zeiten verheißenen Landes „vom Meer bis zum Fluss“ (vom Mittelmeer bis zum Jordan).
Insofern sind die Zehn Gebote auch eine Lebensordnung für ehemalige Sklaven, damit sie ihre gewonnene Freiheit nicht wieder verlieren. So heißt es sinngemäß in der Langfassung des Ersten Gebotes (im Katechismus leider gekürzt): Du sollst keine anderen Götter haben oder Ideologien anhängen „bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“.
Freilich brauchen solche apodiktischen (grundsätzliche) Aussagen wie die Zehn Gebote auch zeitgemäß anwendbare Auslegungen und auf ihrer Grundlage bestehende Rechtsordnungen (vergleichbar dem – den Grundgesetz nachgeordneten – bürgerlichen Gesetzbuch).
Eine davon ist unser Monatsspruch. Er steht in der Bibel drei Kapitel nach den Zehn Geboten. Dort finden sich auch folgende Aussagen:
Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten… (1). Halte dich ferne von einer Sache, bei der Lüge im Spiel ist (7). Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind (8). Einen Fremdling sollst du nicht bedrängen … , weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid (9).

Sieghard Löser

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Gedanken zum Monatsspruch Juni 2024

Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht, steht fest und sehet zu, was für ein Heil der HERR heute an euch tun wird. Exodus (2. Mose) 14,13

Fürchtet euch nicht – so beginnt fast alle Botschaft Gottes an seine Leute. Die Gründe, warum sich Menschen fürchten, sind unendlich. Meistens sind es existenzielle Anlässe, die uns das Fürchten lehren. Situationen oder Geschehnisse, durch die unsere Lebenssituation bedroht ist, oder wir eine Verschlechterung der Lage befürchten müssen. Meist geht diese Befürchtung mit einer gewissen Zukunftsangst einher. Denn in der gegenwärtigen Situation haben wir uns eingerichtet und kennen wir uns aus – was dagegen kommen wird, wissen wir nicht. Das macht uns Angst.

Das Buch Exodus (2. Mose) schildert den Weg der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten in das Land ihrer Vorfahren. Ein Weg, der anfangs mit einer Flucht in die Freiheit beginnt und am Ende die Besiedelung eines fruchtbaren Landes zum Ziel hat. Man ahnt, dass dieser Weg kein leichter ist, und wer die Geschichte kennt, weiß, dass kaum einer, der am Beginn dabei war, das Ziel persönlich erreicht hatte, sondern erst deren Kinder und Enkel. Obwohl die Strecke nur ein paar hundert Kilometer beträgt, brauchte das Volk dafür 40 Jahre. Die meiste Zeit davon verbrachten sie an den wenigen Orten in der Wüste, an denen Wasser und Nahrung zu finden waren.

Das 14. Kapitel dieser Erzählung schildert Israels Durchzug durch das Schilfmeer. Auf den ersten Blick eine aussichtslose Situation: Auf dem geraden Weg in die verheißene Zukunft lag das Wasser als schier unüberwindliches Hindernis und im Rücken die verfolgende ägyptische Armee, die ihre entlaufenen Sklaven wieder einfangen wollte. Die anfängliche Euphorie über die in Aussicht stehende Freiheit wich bei etlichen der Entflohenen bald einer breiten Verzagtheit (V 11f): Sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem HERRN und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir’s dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben. Doch genau dahinein geht das Wort des Mose (V 14): Fürchtet euch nicht, steht fest und sehet zu, was für ein Heil der HERR heute an euch tun wird.

Und siehe da – Mose betete und ein starker Sturm teilte das Wasser und sie gingen hindurch. Als sie das rettende Ufer erreicht hatten, hörte der Sturm auf und die Flut setzte ein. Die Verfolger blieben im Schlamm stecken und etliche ertranken. Moses Schwester Miriam stimmt das erste Glaubensbekenntnis der Bibel an: Der HERR hat eine große Tat getan. Ross und Mann warf er ins Meer – wir aber sind frei.

Gott erfüllt seine Verheißungen. Wenn wir sie an uns geschehen lassen, dann geschehen sie zu unserem Heil.

Sieghard Löser

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Gedanken zum Monatsspruch April 2024

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. Erster Petrusbrief 3, 15

Der mittelalterliche italienische Dichter und Philosoph Dante Alighieri (1265 – 1321) beschreibt in seinem berühmtesten Werk eine Reise durch das Universum.
Diese Reise führt ihn von der Hölle bis ins Paradies. Dabei wird Dante von unterschiedlichen Führern begleitet. In dem Gedicht wird die Hölle in Form von neun konzentrischen Kreisen der Qual dargestellt, die sich innerhalb der Erde befinden.
Beim Eintritt durch das Höllentor wird den Eintretenden gesagt: „Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“ Dante zitiert hier einen altrömischen Spruch, der einst den Gladiatoren vor ihrem Auftritt in der Arena zugerufen wurde.

Diesen Spruch kannten die Apostel Jesu auch. Und sie wussten: Wer in die Arena geschickt wird, der muss mit dem Schlimmsten rechnen.
Doch selbst dort gibt es für die Gläubigen noch Hoffnung – selbst wenn sie sterben.
Es ist die Hoffnung, die über den Tod hinausreicht, weil unser Herr Jesus Christus auch nicht im Tod geblieben ist. Als Ersten von allen, die gestorben sind, hat ihm der Schöpfer des Lebens ein ganz neues und unvergängliches Leben gegeben nach seinem Tod und hat solches Leben allen verheißen, die seinem Christus nachfolgen.

Paulus hatte geschrieben (Röm 5,5): „Hoffnung lässt nicht zuschanden werden, den die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist.“
Und Petrus fordert uns auf, über unsere Hoffnung jedem Rede und Antwort zu stehen, der darüber von uns Rechenschaft verlangt.

Von einem Missionar – er hieß ausgerechnet Hoffmann und er lebte unter den Papua in Neuguinea – wird Folgendes erzählt: Er wollte mit den Eingeborenen sprechen und ihnen das Evangelium erklären.
Dazu suchte er in der dortigen Sprache lange vergebens nach einem Wort für „Hoffnung“, aber er fand kein passendes. Da starb eines seiner Kinder, und als Hoffmann am Grab stand, da kam ein Eingeborener und fragte teilnahmsvoll: „Werdet ihr jetzt weggehen?“
„Nein“, antwortete Hoffmann, und er erklärte dem Eingeborenen, dass er auch um seine anderen Kinder keine Angst habe.
„O“, sagte der dann, „was seid ihr Christen für Menschen. Ihr habt andere Herzen als wir, aber nicht wahr, ihr könnt durch den Horizont sehen.“
Da leuchtete es in dem Missionar auf: „Das ist Hoffnung“, dachte er: durch den Horizont sehen. Das ist das richtige Wort.

Wir Christen feiern Ostern. Ein Leben in der Verbindung mit dem auferstandenen Christus heißt: Hoffnung behalten, auch in dunklen Zeiten. Das gilt für heute und für jeden neuen Tag.

Sieghard Löser

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Gedanken zum Monatsspruch März 2024

Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden, er ist nicht hier.
Evangelium nach Markus 16,6

Man stelle sich das vor: Am Freitag war man zusammen mit anderen bei einer Beerdigung. Begraben wurde ein enger Freund. Eine kleine Gruppe Trauernder hatte Abschied genommen und war dann nach Hause gegangen. Am übernächsten Tag – gleich ganz früh, waren ein paar Frauen aus der Trauergemeinde vom Freitag noch einmal zum Grab gelaufen. An diesem Sonntagmorgen wollten sie nachholen, was ihnen am Freitag bei der Beisetzung des Leichnams nicht mehr möglich gewesen war. Doch dann das: Der schwere Rollstein, der das Grabgewölbe bis zur nächsten Beisetzung eines Verstorbenen verschlossen halten sollte, war beiseite geschoben. Der Eingang in das Felsengrab stand sperrangelweit offen. An der Stelle, an der man den Leichnam des Verstorbenen am Freitag hingelegt hatte, sahen sie jetzt „einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an …“.

Wer in einer solchen Situation nicht entsetzt ist, den bringt wohl nicht einmal der eigene Tod aus der Fassung. Also ist die erste Aufforderung des Jünglings im weißen Gewand durchaus notwendig: „Entsetzt euch nicht!“

Es ist kein Zufall, dass Engelsbotschaften mit ähnlichen Worten beginnen: „Fürchtet euch nicht!“ So war es beispielsweise am Anfang, als Jesus geboren war. Da sandte Gott seine Boten zu den Hirten nach Bethlehem. Doch als diese der Engel ansichtig wurde, „fürchteten sie sich sehr!“ Doch diese sprachen zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Daraufhin machten sich die Hirten auf, suchten und fanden das Kind und seine Eltern und als sie es gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das da zu ihnen von diesem Kind gesagt war.

Hier – am Ende des Evangeliums folgt dem Ruf der Ermutigung ebenfalls ein Auftrag. Die Frauen aus der ehemaligen Trauergemeinde vom Karfreitag sollen hingehen zu den Jüngern und ihnen sagen: „… , dass er auferstanden ist und vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“

Genauso war es dann auch geschehen. Die Frauen brachten die Kunde von der Auferstehung Jesu zu den Jüngern und diese glaubten ihnen. Bald darauf erschien diesen der Auferstandene selbst. Die Zeugen der Auferstehung bildeten darauf eine eigene Gemeinde, deren erstes Merkmal darin bestand, dass sie sich gegenseitig davon berichteten, wie der Auferstandene ihnen begegnet sei und was das mit ihrem Leben und Glauben gemacht habe. Diese Gruppe der Auferstehungszeugen ist der Ausgangspunkt der christlichen Kirche – bis heute!

Sieghard Löser

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Gedanken zum Aschermittwoch

Am Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Die Christenheit gedenkt in dieser Zeit in besonderer Weise des Leidens und Sterbens (der Passion) ihres Herrn Christus. Die Passionszeit dauert bis zur Osternacht. Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, in der Heiligen Messe am Aschermittwoch die Gläubigen mit einem Kreuz aus der Asche vom Verbrennen der Palmzweige des Vorjahres zu segnen. Das Aschekreuz wird auf die Stirn gezeichnet. Mit diesem Ritual soll der Mensch an seine Vergänglichkeit erinnert und zur Umkehr aufgerufen werden. Der Priester spricht bei der Bezeichnung mit dem Aschenkreuz zu jedem Einzelnen die Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“ (lateinisch: „Memento homo, quia pulvis es, et in pulverem reverteris“).
In den evangelischen Gottesdiensten finden auch folgende Worte Verwendung: „Bedenke, Mensch, dass du sterben musst, auf dass du mit Christus lebst.“
Die Asche als Zeichen der Buße geht auf altorientalische Rituale zurück. So lesen wir im Buch des Propheten Jona, dass der König von Ninive als Zeichen seiner Reue und Umkehr seine königlichen Gewänder ablegte und sich in die Asche setzte (Jona 3,6-8). Auch von anderen biblischen Personen ist solches Verhalten überliefert. (Ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche [Daniel 9,3]
Judit ging in ihre Kammer und zog ein Bußgewand an, streute Asche auf ihr Haupt und fiel nieder vor dem Herrn, schrie zu ihm. [Judit 9,1])
Die Asche für das Ritual der Segnung mit dem Aschekreuz wurde nach altkirchlicher Tradition aus den verbrannten Palmzweigen der Palmsonntagsprozession gewonnen. In manchen evangelischen Gemeinden wurde dafür auch die Asche der verbrannten Weihnachtsbäume benutzt.
Im Vollzug der Passionszeit ist immer auch vom Fasten die Rede. Im Gegensatz zur heutigen Verwendung dieses Begriffes meint das Fasten im biblischen Sinn allerdings etwas ganz anderes. Nicht die Reduzierung des eigenen Körpergewichtes mittels Einschränkung von bestimmter Nahrungsaufnahme und eine damit einhergehende Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens ist das Ziel. Fasten meint nicht nur den Verzicht auf fleischliche Nahrung oder die Enthaltsamkeit von anderen verzichtbaren Dingen (Alkohol, Schokolade, Fernsehen), sondern meint vielmehr die Konzentration auf das Wesentliche. Beim biblischen Fasten wird auf alles verzichtet, was uns daran hindert Gott nahe zu sein. Denn ein nicht unwesentlicher Teil unserer täglichen Lebensvollzüge ist
mit äußeren Dingen wie Nahrungsbeschaffung und deren Zubereitung belegt; auch mit allerlei medialer Ablenkungen wie Fernsehen oder die Nutzung moderner Kommunikationsmittel. Biblisches Fasten steht darum immer im Zusammenhang mit Beten. Die Passions- oder auch Fastenzeit
erinnert uns an die 40 Tage, die Jesus vor dem Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit fastend und betend in der Wüste verbrachte (Mt 4,2). Durch Fasten und Beten verschaffte er sich dort Klarheit über seine bevorstehenden Aufgaben und Herausforderungen.

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Gedanken zum Monatsspruch Februar 2024

Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. 2 Timotheus 3,16f

Der zweite Timotheusbrief gehört zu den sogenannten „Pastoral- oder Hirtenbriefen“. Paulus schreibt an seinen „rechten Sohn im Glauben“ (1 Tim 1,2). Diesem hatte Paulus die Gemeindeleitung in Ephesus übertragen. Dort aber war es zu Problemen gekommen. Wie so oft bei neu gegründeten christlichen Gemeinden, in denen sich noch keine geistliche Tradition herausgebildet hatte, waren Meinungsverschiedenheiten entstanden. Hauptsächlich zwei damals weit verbreitete Richtungen prägten das Leben der damaligen Gesellschaft: Esoterik und neuplatonische griechische Philosophie. Während die Philosophen sich um die rechte Interpretation der Fakten stritten, glaubten die Esoteriker an allerlei mehr oder weniger glaubhafte Einbildungen einzelner Menschen, aus denen sie eine Erkenntnislehre (grch. Gnosis) formulierten. Diese (und andere) Meinungsverschiedenheiten wurden nun auch in das Leben der christlichen Gemeinden hineingetragen – so wie in unseren Gemeinden heute auch über gesellschaftliche Fragestellungen diskutiert und nach eindeutigen kirchlichen Stellungnahmen dazu gesucht wird.

Der eigentliche Hintergrund dieses Problems lag in der Natur des erst wenige Jahre zuvor entstandenen christlichen Glaubens: Jesus aus Nazareth hatte Schüler berufen und ausgebildet, damit sie den Glauben der Israeliten, welche bis dahin als erstes und einziges Volk den einen unsichtbaren Schöpfers des Universums und Befreier und Beschützer seines Volkes anbeteten, auch zu den Heiden (den nichtjüdischen Völkern) hinaustragen sollten (Matth 28,19f).

Der Glaube, der sich in einem Volk (Israel) über tausend Jahre entfaltet und eine eigene Kultur entwickelt hatte, war nun durch die Apostel auch außerhalb Israels verbreitet worden, traf aber dort auf eine gänzlich anders geprägte Kultur. (Ähnliche Probleme hatten im letzten Jahrhundert manche Bibelübersetzer zu lösen, als sie beispielsweise Eskimos oder Urwaldindianern Jesu Gleichnisse von einem Ackerfeld oder einem Weinstock übersetzen sollten).
In der durch griechisches Denken geprägten antiken Welt traf nun auf solcherart geprägte Hörer das Evangelium von Jesus Christus. Es gehört zu den herausragendsten denkerischen Leistungen des Paulus, den Christusglauben in diese völlig anders geprägte Kultur zu pflanzen. Eine seiner Grunderkenntnisse dabei ist, dass nicht Esoterik und nicht Philosophie das Leben der christlichen Gemeinde bestimmen sollen, sondern die „Schrift“. Gemeint hat er damit alle 39 heiligen Schriften des ersten Testaments, welche die Christenheit ohne Ausnahme von den Israeliten übernommen und – später durch die 27 Schriften des Neuen Testaments ergänzt – zu ihrer heiligen Schrift gemacht hatten.

Sieghard Löser