Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst. Exodus (2. Mose) 23,2
Jeder ehemals Konfirmierte kennt die Zehn Gebote. Sie bilden das erste Haupt- und Lehrstück des Katechismus – der christlichen Glaubenslehre.
Die Zehn Gebote regeln die Beziehungen der Menschen zu Gott (erste Tafel: Gebote 1 bis 3) und der Menschen untereinander (zweite Tafel: Gebote 4 bis 10).
Sie sind die Grundlage der biblischen Ethik (der Lehre von Wollen, Planen und Tun des Menschen). Für die Völker des sogenannten „christlichen Abendlandes“ und den aus diesen hervorgegangenen Staaten bilden sie die Grundlage ihrer Verfassungen. So ist das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nichts anderes als eine Auslegung dessen, was biblisch über das Zusammenleben von Menschen (in Übertragung auf unserer Land) gesagt ist. Denn alle Väter und Mütter unseres Grundgesetzes waren damals (1949) mit der christlichen Tradition und Überlieferung vertraut und hielten sie für unverzichtbar. So hielten sie es ebenfalls für unverzichtbar, dass jede Generation der im Land Lebenden die christlichen Grundwerte kennen müsse. Darum wurde festgelegt, dass – trotz der im GG festgeschrieben Trennung zwischen Staat und Kirche – in allen öffentlichen Schulen Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach angeboten werden muss, wobei die Erziehungsberechtigten über die Teilnahme ihres Kindes an diesem Unterricht zu bestimmen haben (GG Art. 7 Abs. 2 und 3).
Die Zehn Gebote stehen in der Bibel im Zusammenhang mit dem Exodus – dem Weg der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten in das ihnen von Gott für alle Zeiten verheißenen Landes „vom Meer bis zum Fluss“ (vom Mittelmeer bis zum Jordan).
Insofern sind die Zehn Gebote auch eine Lebensordnung für ehemalige Sklaven, damit sie ihre gewonnene Freiheit nicht wieder verlieren. So heißt es sinngemäß in der Langfassung des Ersten Gebotes (im Katechismus leider gekürzt): Du sollst keine anderen Götter haben oder Ideologien anhängen „bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“.
Freilich brauchen solche apodiktischen (grundsätzliche) Aussagen wie die Zehn Gebote auch zeitgemäß anwendbare Auslegungen und auf ihrer Grundlage bestehende Rechtsordnungen (vergleichbar dem – den Grundgesetz nachgeordneten – bürgerlichen Gesetzbuch).
Eine davon ist unser Monatsspruch. Er steht in der Bibel drei Kapitel nach den Zehn Geboten. Dort finden sich auch folgende Aussagen:
Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten… (1). Halte dich ferne von einer Sache, bei der Lüge im Spiel ist (7). Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind (8). Einen Fremdling sollst du nicht bedrängen … , weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid (9).
Sieghard Löser