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Geistliches Wort

Gedanken zum Monatsspruch Januar 2025

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die die euch beleidigen! Lukas 6,27f

„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ – so behauptete einst der legendäre Bundeskanzler Helmut Schmidt. Zeit seines Lebens ist Helmut Schmidt Glied der Evangelischen Kirche gewesen. Am 10. November 2015, gut einen Monat vor seinem 97. Geburtstag, war er in seinem Haus in Hamburg gestorben, nachdem er zuvor wegen „Raucherbein“ behandelt werden musste. Auf seinen Wunsch wurde in seinem Trauergottesdienst in der Hamburger St. Michaeliskirche mit 1800 geladenen Gästen das Abendlied von Matthias Claudius gesungen in dem es heißt: Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist bloß halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind gar manche Sachen, die wir getrost belachen, weil uns’re Augen sie nicht sehen.

Die vielleicht wichtigste Weichenstellung in der Politik Helmut Schmidts war der sogenannte „Doppelbeschluss der NATO“. Dieser bestand aus zwei Teilen: Als Gegengewicht zu den in den Staaten des Warschauer Paktes bereits aufgestellten und mit Atomsprengköpfen bestückten sowjetischen Mittelstreckenraketen kündigte die NATO ihrerseits die Aufstellung von atomar bestückten Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern in Westeuropa an und verlangte gleichzeitig Verhandlungen der beiden Supermächte über die Begrenzung ihrer atomaren Mittelstreckenraketen in Europa. Beide Teile, Raketenaufstellung und Rüstungskontrolle, sollten einander ergänzen und parallel vollzogen werden. Als Resultat dieser Strategie kann man im Nachhinein wiederum zwei Ergebnisse konstatieren: Durch die jeweilige Angst vor der Anwendung dieses auf beiden Seiten angehäuften gigantischen Vernichtungspotentials kam es zu einem „kalten Frieden“. Aus Furcht vor einem vernichtenden Gegenschlag der jeweils anderen Seite wurde keine dieser Raketen jemals gestartet.

Andererseits führten die bald stattfindenden Abrüstungsgespräche zu einer gegenseitigen Annäherung der Gesprächspartner. Dadurch war eine brutale Niederschlagung von Reformbestrebungen in den sozialistischen Ländern (wie 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei) nicht mehr ohne Gesichtsverlust durch die sowjetischen Machthaber möglich.
Zuerst in Polen formierte sich der friedliche Widerstand gegen die kommunistische Bevormundung. In der Folge erlangten die Völker Osteuropas ihre Freiheit und Selbstbestimmung zurück. Für Lech Valesa in Polen, Vaclav Havel in der Tschechoslowakei und die meisten anderen Wegbereiter der friedlichen Veränderungen in Europa waren die Zentralaussagen der Bergpredigt (siehe Monatsspruch) maßgebliche Voraussetzungen ihres Handelns.

Sieghard Löser