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Geistliches Wort

Gedanken zum Monatsspruch April 2023

Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden um Herr zu sein über Tote und Lebende. Römer 14,9

Paulus schreibt einen Brief an die junge christliche Gemeinde in Rom. Wie das Evangelium schon kurz nach Jesu Tod und Auferstehung in die Hauptstadt des damaligen Weltreiches gekommen war, wissen wir nicht. Aus der Apostelgeschichte des Lukas erfahren wir, dass die Jünger Jesu kurz nach Ostern in Jerusalem die Auferstehung Jesu vor einer großen Volksmenge bezeugten und dadurch viele Menschen zum Glauben kamen. Darunter befanden sich viele Juden aus der ganzen Welt, die sich zu diesem Zeitpunkt auf Wallfahrt in Jerusalem aufhielten (sie waren zum jüdischen Wochenfest – unserem heutigen Pfingstfest – 50 Tage nach Pessach in die Stadt Davids gekommen um im Tempel den Gott Israels anzubeten). Es ist möglich, dass durch diese Leute die Kunde von Jesus bis in die Hauptstadt des Imperiums kam.
Auch hatten dann die Jünger Jesu den Auftrag ihres Herrn in die Tat umgestzt, als er bei seinem Abschied zu ihnen gesagt hatte (Markus 16,15): Gehet hin in alle Welt und verkündet das Evangelium aller Kreatur. Aus der Apostelgeschichte erfahren wir nur von Petrus und Philippus über ihre konkreten Erlebnisse bei der Verbreitung des Evangeliums – und natürlich über Paulus, der allerdings nicht aus dem Zwölferkreis um Jesus stammte, sondern anfangs sogar die neu entstandene christliche Gemeinde in Jerusalem und Damaskus verfolgt hatte und erst später zu einem Anhäger Jesu geworden war. Erst aus der nachbilischen Überlieferung aber erfahren wir z.B. von Jakobus, der bis nach Spanien kam. Oder von Thomas, der das Evangelium bis nach Indien brachte.

Wie auch immer das Evangelium nach Rom gekommen war, es war schon vor Paulus dort verbreitet worden. Was die römischen Christen zu diesem Zeitpunkt von oder über Jesus wussten, hatten sie aus zweiter Hand erfahren – also aus den Erzählungen über die Erzählungen derer, die Jesus noch persönlich gekannt hatten. Sensationelles wird darunter gewesen sein: etwa wie Jesus Wunder getan hatte, oder seine Auferstehung am dritten Tag nach seinem Tod. Vielleicht aber auch die eine oder andere Wortüberlieferung – etwa einige Erinnerungen an seine Predigten oder das eine oder andere Gleichnis.

Paulus nun geht einen Schritt weiter: in einem großartig angelegten Aufsatz (eben unserem Römerbrief) ordnet er das Christusereignis ein in die Heilsgeschichte Gottes mit seinem zuerst berufenen Volk Israel und schließlich mit der ganzen Welt. Für Paulus ist Jesus nicht zuerst der Wundermann, Heiler, Prediger und Gleich-niserzähler, sondern der von Gott Beauftragte und durch seine Auferstehung von Gott in dieser Funktion bestätigte, der der Welt das Heil gebracht hat.

Sieghard Löser